Lee Child hat vor fast dreißig Jahren den ersten Jack Reacher-Roman veröffentlicht und der Reihe seitdem fast jährlich ein neues Buch hinzugefügt. Alles in allem also ein ziemlich umfangreiches Werk, bei dem zudem Klappentext und Einband manchmal den Eindruck von Groschenromanen erwecken. Zu Unrecht. Ja, die Lektüre ist nicht herausfordernd und die Handlung nicht sehr komplex, aber nachdem ich mir die ersten drei Bücher (Größenwahn, Ausgeliefert, Sein wahres Gesicht) jetzt vorgenommen habe, kann ich sagen: Unterhaltsam ist der Jack.
Reacher ist ein Serienheld in Reinform: groß, stark, schlau, attraktiv. Einst Major bei der Militärpolizei, wandert er als weißer Ritter nun, lediglich mit seiner Reisezahnbürste im Gepäck, als familienloser Vagabund durch die USA, hinterlässt keine Spuren und stolpert von einem Abenteuer in das nächste. Im Kampf für die Schwachen und gegen die Bösen findet er sich manchmal auf der Seite von Armee und Polizei und wird manchmal von ihnen verfolgt. Die Frauen verfallen dem Einzelgänger hoffnungslos und auf der Stelle, während sie selbst durchgehend von modelgleicher Gestalt sind.
In Panik zu geraten entsprach nicht seinem Wesen. Er war ein ruhiger, bedächtiger Mann, und die lange Ausbildung, die er erfahren hatte, hatte ihn eher noch ruhiger gemacht.
- Aus Ausgeliefert
Die Bücher triefen vor US-Patriotismus, eindimensionalen Schwarz-Weiß-Klischees und banalem Gerechtigkeitssinn. Moralisch ist die Situation stets absolut klar. Das bewährte Patentrezept der Bücher:
- Reacher kommt zufällig an einen Ort
- Reacher riecht, dass etwas faul ist
- Reacher mischt sich ein
- Reacher kopuliert mit einer hübschen Frau
- Reacher wendet Gewalt gegen Bösewichte an
- Reacher löst das Problem
- Reacher verschwindet
Wer wäre nicht gerne ein bisschen wie er. Für mich eine ideale Bett- und Urlaubslektüre.
Übrigens: Die Fernsehserie Reacher besteht aktuell aus drei Staffeln und behandelt die Themen der Bücher eins (Größenwahn), elf (Trouble) und sieben (Der Janusmann). Mit Tom Cruise verfilmt wurden darüber hinaus die Teile neun (Sniper) sowie achtzehn (Die Gejagten).
Kommentare
08.10.2025 - Daniel meint dazu:
Moin Hendrik.
Gut dass du darüber schreibst, ich hatte schon längst vor die Reihe anzulesen. "Größenwahn" habe ich mir in der Bibliothek vorgemerkt, da die einzelnen Bücher aber nicht aufeinander aufbauen könnte man theoretisch jeden Titel wählen.
Das Ideal vom einsamen Held der alle rettet hat sich schon immer gut verkauft. Zieh ihm eine Maske und ein Cape an und nenne ihn Batman, kommt ungefähr aufs gleiche raus.
Es wäre schön wenn Lee Child mich genauso begeistern könnte wie John Grisham. Der hat mich auch stark eingenommen, allerdings habe ich mich an Anwälten und Verhandlungen gerade ziemlich satt gelesen, weshalb ein wenig mehr Action nicht schaden könnte.
Dir alles Gute,
Daniel
08.10.2025 - Hendrik antwortet darauf:
Moin Daniel, der erste Teil macht sich aus meiner Sicht schon ganz gut zum Einstieg, da einige grundlegende Sachen geklärt werden, auf die Lee Child aufbaut. Grundsätzlich sollte es danach in der Tat egal sein, da auch immer durch Wiederholungen jeder mitgenommen wird. Wie gesagt, keine Anspruchsvolle, aber eine ganz interessante Reihe. Viel Spaß.