Mein MacBook ist in die Jahre gekommen, will von den neuen Betriebssystemversionen schon länger nichts mehr wissen und wird im Alltag zugunsten des iPads immer weniger genutzt. Lediglich für die Bildbearbeitung mit Lightroom – und ab und an mal Photoshop – habe ich es noch intensiver im Gebrauch.
Davon wollte ich jetzt weg. Und auch vom Adobe-Abo, welches mit der 1TB-Cloud mittlerweile 15 Euro monatlich kostet. Vor vielen Jahren habe ich mir bereits Capture One auf dem Mac angeschaut, und nun gibt es eine iPad-Lösung. Die kostet zwar auch regelmäßig (60 Euro im Jahr), aber bietet einen Funktionsumfang, der für meine Bedürfnisse nahezu alles abdeckt. Ich möchte RAWs bewerten, zuschneiden, begradigen, entwickeln und exportieren. Eine ausgefeilte Bildverwaltung benötige ich nicht, Alben reichen. Mir gefällt das zweihändige Bedienkonzept sehr: Mit dem linken Daumen die Eigenschaft und mit dem rechten den Wert auswählen. Auch ohne Stift lässt sich alles präzise bedienen. Masken, Ebenen, Farbeditor und Stil-Management sind mit der Desktop-Version vergleichbar.
Die Importfunktionen sind umfangreich: Kameras können via Kabel verbunden (Tethering!) und Dateien von Speicherkarten, Platten oder der Cloud gelesen werden. Für denjenigen, der seinen Bildern abschließend am Mac den letzten Schliff verpassen möchte, wird eine eigene Cloud für den Transfer geboten. Den Katalog verwaltet Capture One dann lokal selber, sodass ich meine RAWs und entwickelten Auftragssachen getrennt von meiner privaten iOS-Foto-App halten kann. Zwischendurch die neuesten Bilder auf der Couch oder im Hotel zu bearbeiten, geht mit dem iPad für mich noch niederschwelliger als mit dem Laptop.
Was fehlt noch?
Man merkt, dass Lightroom auf dem iPad schon eine ganze Ecke länger unterwegs ist. Einige Funktionen, wie etwa ein Stempel- oder Radierwerkzeug gibt es schlicht noch nicht. Allerdings zieht Capture One ordentlich nach und haut in sehr kurzen Abständen neue Versionen raus. Obwohl ich kein Freund von Abomodellen bin, akzeptiere ich diese, wenn sich an der Entwicklung wirklich etwas tut. Und das ist hier der Fall.
Außerdem lassen sich aktuell zwar EIP-Dateien exportieren, aber nicht importieren und in die eigene Cloud laden, aber nichts aus ihr herunterziehen. Wahrscheinlich alles nur Übergangsprobleme.
Fazit
Ich werde der App auf jeden Fall weiter eine Chance geben, sie hat sich gut in meinen Workflow integriert. Dateiverwaltung am iPad ist anders als am Mac, da muss Apple noch ran. Aber für mich ist Capture One nicht nur eine Companion-App, sondern auch in der mobilen Version eine würdige Alternative zu Lightroom und auf einem ganz anderen Level als Gimmick-Apps wie Luminar & Co. Ich möchte keine Gesichter schmaler faken oder Himmel austauschen. Fotos sollen aus Kameras und nicht von der KI kommen.